Mundraching ist eine frühe Ansiedlung aus alemannisch-bajuwarischer Zeit – darauf weist, genauso wie bei Issing, der Ortsname mit der Endung –ing hin. Mundarkhining oder Munderichinga wurde von der Sippe bzw. den Nachkommen eines Munrich oder Munderich gegründet.
Entstehung von Mundraching
Mundraching ist eine frühe Ansiedlung aus alemannisch-bajuwarischer Zeit – darauf weist, genauso wie bei Issing, der Ortsname mit der Endung –ing hin. Mundarkhining oder Munderichinga wurde von der Sippe bzw. den Nachkommen eines Munrich oder Munderich gegründet. Am östlichen Ortsrand wurden germanische Gräber aus der Zeit um 500-600 n. Chr. gefunden. Im Jahre 721 wird der Name Muntrichhinga genannt. Spätestens im Jahr 800 sollen Christen im Ort gelebt haben.
Um 1200 besaßen die Herren von Munderching, ein ortsadeliges Geschlecht, einen Sitz auf dem Burgstall bei der Burgwies im Schlegelwald, drei Kilometer nördlich des Ortes. Die Höhen des Schlegelwaldes, über der Burgwies und der Bremau, boten schon den ersten jagenden Siedlern sicheren Schutz. Von der Hallstattzeit vor mehr als 2500 Jahren zeugen noch die sieben großen Hügelgräber im „Buch“ südlich von Mundraching.
Filialkirche St. Vitus Mundraching
Antoniuskapelle Mundraching
Entwicklung der Dorfstruktur
Im Bayrischen Urbarregister von 1280 werden mehrere Mundrachinger Höfe genannt. Im 15. Jahrhundert gehörte der Ort zum Pflegeamt Rauhenlechsberg und konnte 23 Anwesen aufweisen, dazu kamen 6 Anwesen in Lechmühlen und eines im Römerkessel.
1671 gab es in Mundraching 15 Anwesen, davon ein großer Hof oberhalb der Kirche mit 2 Rössern, 1 Fohlen, 3 Kühen, 1 Kalb, 1 Schwein plus Getreideanbau. Dies zeigt, dass die Landwirtschaft sehr aufwändig war, denn selbst der größte Hof hatte nur 3 Kühe. Die Zahl der Anwesen nahm zu, genauso jedoch die Armut. 1721 waren es 23 Anwesen im Dorf.
Die Bauern mussten Abgaben leisten an die Grundherren (Kastenamt Rauhenslechberg, Kloster Wessobrunn, Kloster Rottenbuch) in Form von Naturalien („10. Teil der Ernte“). Die Gemeinde verteilte 1811 an jeden Bauer 32 Tagwerk aus ihrem Grund. 1898 erwarb die Gemeinde 56 Tagwerk Herrschaftswald von Pflugdorf. Mit den Jahren standen Mundraching wieder 122 Tagwerk Gemeindewald zur Verfügung – aus diesem Ertrag konnten nahezu alle Gemeindebedürfnisse gedeckt werden.
Anfang der 1960er Jahre konnte Mundraching 500 ha landwirtschaftliche Nutzfläche aufweisen, davon 100 ha Acker, 130 ha Wiesen und 120 ha Wald. Um die Einwohnerzahl von 175 zu erhöhen, wurden 7 Tagwerk erschlossen und mit 21 neuen Häusern bebaut.
Lechbrücke
In weitem Bogen fließt der Lech um Mundraching und prägte die Bewohner zu jeder Zeit, denn die Überquerung des reißenden Gebirgsbachs kostete viele Menschenleben. Bereits ab dem 13. Jahrhundert wurde der früher nicht schiffbare Fluss mit Flossen überquert. Besonders die Flößer aus Mundraching und Umgebung konnten sich so eine gute Verdienstmöglichkeit schaffen. Um 1200 gab es bereits eine urkundlich erwähnte Brücke über den Lech beim Römerkessel, welche vom Herzog erbaut wurde. Wahrscheinlich wurde diese von einem Lech-Hochwasser wieder zerstört.
Der Großteil des Personen- und Güterverkehrs über den Lech erfolgte über Fähren. Meist konnte der Lech nur bei Niedrigwasser überquert werden, was für Reiter und Fußgänger machbar war, sich für Fuhrwerke allerdings schwierig gestaltete. Der letzte Fährmann über den Lech bei Mundraching hieß Lorenz Sanktjohanser aus Lechmühlen.
Modernisierungen, Straßenbau
1903 wurde in Mundraching die Molkerei gebaut, ein Jahr später eine Kirchenuhr angeschafft und 1919 das elektrische Licht eingeführt. 1954-58 folgte die Erweiterung des Friedhofs und der Bau eines Leichenhauses, ein Anbau an die Kirche mit Verbesserungen im Schulhaus, asphaltierte Straßen und der Kanal im Ort.
1962 wurde die neue Straße nach Stadl gebaut und die steile alte Straße konnte umgangen werden.
Schule
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Mundrachinger Kinder von Vikaren aus Issing unterrichtet. Ab 1750 fand in Mundraching regelmäßiger Unterricht statt, zunächst in der Wohnstube „Beim Mesner“, ab 1842/1843 dann im neuen Schulhaus von ausgebildeten Lehrern.
Bis 1881 gingen auch die Kinder aus Lechmühlen in die Mundrachinger Schule. Da die Lechüberquerung jedoch besonders im Winter und bei Hochwasser sehr gefährlich war, kamen die Schüler aus Lechmühlen ab 1881 nach Seestall zum Unterricht. Die Kosten für die Bildung ihrer Kinder mussten die 28 Familien der Gemeinde selbst tragen: Sie kamen auf für den Unterhalt des Schulhauses, den Neubau 1842 und die Erweiterung 1901 und bis 1909 sogar für die Lehrerbesoldung.
Mit Ausnahme der Jahre 1936 – 1946 konnte die Gemeinde bis 1965 ihre selbständige Schule behaupten. Danach sanken die Schülerzahlen und eine bessere Ausbildung wurde gefordert, weswegen die Mundrachinger Schule mit Pflugdorf-Stadl zusammengeschlossen wurde.
Der „Lechhansl“
Ein Ortsansässiger wurde weit über die Grenzen des Landkreises hinweg bekannt: Der Barockmaler Johann Baptist Baader, schon zu Lebzeiten als „Lechhansl“ bekannt, kam 1717 in Lechmühlen zur Welt und wurde in Mundraching getauft. Seine Kunst lernte er bei Johann Georg Bergmüller in Augsburg sowie bei einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien.
Baader wirkte vor allem im Gebiet zwischen Lech und Loisach, wo er für nahezu jedes Kloster tätig war. Viele Arbeiten wurden im Auftrag von Kloster Wessobrunn gefertigt, Baaders Hauptauftraggeber war aber das Augustinerchorherrenstift Polling. Die Bilder in der dortigen Reliquienkapelle (heute die Sakristei der Stiftskirche) gelten als seine schönsten, die Fresken im Bibliothekssaal als seine bedeutendsten Werke.
In der Gemeinde Vilgertshofen finden sich Arbeiten von Johann Baader in den Kirchen von Issing, Pflugdorf und Stadl. In der Wallfahrtskirche Vilgertshofen malte Baader das viel gepriesene Altarbild der Steinigung des Hl. Stephanus.
Das Besondere an der Kunst von Baader: Er verstand es, biblische und christliche Themen mit Szenen aus der Alltagswelt seiner Zeitgenossen zu verbinden. So tauchen in seinen Bildern auch ganz profane Gegenstände, Knechte und Mägde oder Personen im Lechrainer Gewand auf. Diese volkstümliche Kunst machte den „Lechhansl“ bei den Bewohnern seiner Heimat bis heute unvergessen.
Emailletafeln mit Hausnamen
Die alteingesessenen Mundrachinger Frauen Anni Sacher und Ursula Kögl kamen vor einigen Jahren auf die Idee, alte Hausnamen im Ort wieder in Erinnerung zu rufen und sammelten Informationen zu den ehemaligen Bewohnern, deren Tätigkeiten und Besonderheiten.
Dann ließen sie Emailletafeln anfertigen, die nun an den Häusern befestigt sind. So können Einheimische und Besucher jetzt erfahren, wo der „Bäcker-Bauer“ wohnte, der „Sattlermann“ zu Hause war und welches Haus „Beim Küster“ genannt wurde. Die Schilder sind oft mit einer Jahreszahl versehen, die aussagt wann das Gebäude entstanden ist.
Alte Hausnamen
Nr. 1: Beim Hohlmann
Nr. 2: Klasen, Klostermann, Glaser
Nr. 3: Zum Bergschmied
Nr. 4: Weberthoma, dann Weberbene, Maurercaspar
Nr. 4½: Beim Rassler
Nr. 5: Zum Weber
Nr. 6: Zum Uhler
Nr. 7: Beim Tonelle
Nr. 8: Beim Küster
Nr. 9: Beim Schmied, Beim Rassler
Nr. 10: Alte Hohlmann, zum Hader
Nr. 11: Beim alten Böd, Schuster
Nr. 11½: Wohnhaus, Pfründehaus zu Haus Nr. 11
Nr. 12: Beim Festner, Festnerbauer
Nr. 13: Beim Bäder, Bäderbauer
Nr. 14: Schifiadel
Nr. 15: Zum Lippen
Nr. 16: Satlermann
Nr. 17: Zum Franzen
Nr. 18: Zum Schuaster
Nr. 18½: Beim Veitl
Nr. 19: Zum Menter
Nr. 20: Beim Mesmer, beim Schäffler
Nr. 21: Beim Burlartenbauer
Nr. 21½: seit 1800 Nebengütl von Nr. 21, später Austragsteil
Nr. 22: Beim Jodl-Bauer
Nr. 23: Beim Jakobenbauer
Nr. 24: Beim Wirt – Tafernwirth
Nr. 25: Beim Neuhäusler
Nr. 26: St. Vitus
Nr. 27: Schulhaus
Nr. 28: Beim Kramer
Nr. 29: Wohnhaus
Nr. 30: Andreas Bader, Neubau 1878
Nr. 31: Alter Bader
Nr. 32: Wohnhaus erbaut von Thomas Herz
Nr. 33: Galger Ulrich
Nr. 34: Neubau 1925 von Johann Mohrenweiser
Nr. 35: Transformatorenstation